Jahrelang haben wir auf der Playstation gegolft und unzählige Partien gespielt. Irgendwann dabei kam die Idee auf, dass das bestimmt auch live, draußen vor Ort Spaß machen könnte. Bei bestem Wetter geschmeidig über ´nen Golfplatz schwengeln, Lunte im Zahn, mit einem dieser endgeilen Wagen über den Platz cruisen und gepflegt einen abgolfen, das klingt doch großartig.
Die Jahre vergingen und wie das mit so ´ner Idee ist, verpufft die ganz gerne mal im Wind. Bei dieser aber sollte es anders sein, denn das kleine Biest hatte sich ganz hinten im Kopf festgesetzt wie ein Zeck und flammte wieder und wieder auf. Zum Glück ging es meinem Playstation-Golf-Kumpel nicht anders, denn zu zweit ist man schon doppelt motiviert. Also auf, weg vom Ofen, raus in die Natur und gepflegt den Driver schwingen.
Vorbereitung ist alles
Was macht man als ambitionierter Neugolfer, der überhaupt keine Ahnung hat, wie das funktioniert? Natürlich die Suchmaschine des Vertrauens anschmeißen. Okay, einfach so irgendwo spielen, ist nahezu unmöglich, wenn man nicht diese komische Platzreife besitzt. Na gut, da wären diese freien Minigolf-Golf-Kurzplätze, auf die jeder Spacko darf, aber hey, wenn schon Golf, dann doch auch bitte mit dem nötigen #515151Anstand. Was kostet uns dieser „Platzreifelappen“ denn überhaupt, mal gucken…
Das Internet spuckt zig verschiedene Golfkurse aus und wir stellen erstaunt fest, dass uns der Spaß so an die 130 Euro kosten würde. Ist okay, kann man mal ausgeben für einen mittlerweile gefestigten Wunsch. Eine Sache wäre aber noch zu klären: Was ist, wenn wir da viel zu blöd für sind? Zu verschenken hab ich auch nix, und dann noch mit so einem Ergebnis. Das muss auch billiger zu erfahren sein.
Oha, ein Golf-Schnupperkurs in Köln für 25 Mücken, wer sagt’s denn!? Zwei Stunden lang. Mit Trainer. Ausrüstung wird gestellt und anschließend darf man auf den 3 Kurzplätzen spielen, solange man will – gekauft!! Jedenfalls theoretisch, denn praktisch betrachtet sind alle Kurse ausgebucht. Nächsten Monat sind auch schon alle Plätze weg, wie bitte? Aber da, Ende August gibt es noch 2 freie Plätze, das sollen unsere sein, diesmal aber gekauft, schrrrinnggg. –25 Euro
Es kann losgehen
Um mir einen psychologischen Vorteil meinem Kumpel gegenüber zu verschaffen, kaufe ich im Internet erstmal entsprechende Golfklamotten, damit ich wenigstens schon mal halbwegs wie ein Golfspieler aussehe. Hose, Schuhe und warum nicht noch für 8 Mücken diesen Handschuh dazu? –100 Euro
Mein gewiefter Psychotrick wird durch den Postboten zunichte gemacht, weil dieser verfluchte Penner einfach nicht kommt, um meine Schuhe zu liefern. Aber immerhin habe ich wenigstens die Hose, hah! Wenn ich mir das Ding genauer ansehe, könnte ich allerdings auch als Koch durchgehen. Denkbar schlechte Voraussetzungen für den Einstieg. Und dann gibt es da ja auch noch diese Wette.
Einmal tief einatmen bitte – willkommen beim Golf-Schnupperkurs in Köln (Pulheim)
Golfcity Pulheim, unweit von zuhause und somit nahezu perfekt. Von den 6 Leuten, die den Kurs gebucht haben, sind nur mein Kumpel und ich gekommen, megageil – mehr Trainer fürs gleiche Geld. Netter Kerl dieser Trainer. Tätowiert, Lunte im Zahn und absolut entspannt. Der könnte auch mit uns an der Playstation sitzen, läuft. Dann geht’s los, erstmal die richtige Schlägerhaltung lernen und ab die Post.
Station 1: das Putten
Supertoll, ich will hier mit dem Driver ordentlich abholzen und der Penner lässt irgendwelche schlauen Sprüche raus, dass man beim Putten das Spiel gewinnt. Der kleine Klugscheißer weiß wohl nicht, dass ich in meiner Jugend der gefürchtetste Minigolfer in ganz Gladbach war und jeden rein gemacht habe. Nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass Minigolf und Putten bis auf die Ähnlichkeit des Schlägers doch recht wenig gemeinsam haben, aber kriege ich hin. Mein Golfkumpel auch, und zu meinem Entsetzen bedeutend besser als ich. Wichser.
Station 2: Driving Range
Oh ja, jetzt aber, endlich, wo ist die grobe Kelle? Ernüchternd stelle ich fest, dass in meinem Übungsbag überhaupt kein Driver vorhanden ist, sondern nur ein paar Eisen und so ein 4er-Hybrid, und selbst den darf man nicht anfassen.
„Holt mal das 9er-Eisen raus“, heißt es. Gesagt, getan. Mit dem Kinderschläger in der Hand geht es auf den Abschlag. Richtiger Griff, Körper ausrichten, schwingen und schwupp, volle Lotte daneben, was für ein Kackspiel dieses Golf. Also nochmal, und nochmal und nochmal. Irgendwann fliegt die kleine Murmel sagenhafte 20 Meter weit. Habe ich die „Longhitter“-Visitenkarten wohl doch zu früh drucken lassen, verdammt.
Dank dem nahezu unbegrenzten Vorrat an Bällen und der hohen Abschlagfrequenz verbessert sich der Abschlag allerdings rasant. 9er und 7er Eisen-Schläge gehen relativ geradeaus und ich habe mich nach 30 Minuten auf sensationelle 70 Meter hochgeschlagen.
Als unser Coach sich einen Kaffee holen geht, nutze ich die Gunst der Stunde, stopfe schnell das Eisen ins Bag und kralle mir den 4er-Hybrid. Oh ja, das fühlt sich doch um Längen besser an, das Teil. Fast schon wie ein richtiger Golfschläger für echte Kerle. Bereits beim Einnehmen der richtigen Stellung bemerke ich, dass der kleine Golfball, der vorher schön nah vor mir lag aufgrund der deutlich höheren Länge des Schlägers plötzlich gefühlte 2 Meter von mir entfernt liegt, hoppla… Aber egal, ausholen und swuuusch, vorbei gezimmert. Aber mit einem schönen Geräusch immerhin.
Von 10 Schlägen treffe ich gerade mal einen einzigen und der fliegt absolut unkontrolliert quer über die Range. Ein Driver ist nochmal ein Stück länger und langsam verstehe ich, wieso wir keinen bekommen haben. Gut getroffen erreicht so ein kleiner Ball selbst bei Anfängern gerne mal 150 km/h. Wenn man den vor die Birne bekommt, wird’s dunkel.
Station 3: der Kurzplatz
Vorbei ist die Zeit der Übungsanlagen, jetzt geht es endlich auf den Platz. Unser Coach fordert uns zu einem Duell: Mein Kumpel und ich zusammen gegen ihn. Wir dürfen beide schlagen und von der besten Lage aus weiterspielen. Erstaunlicherweise stellen wir uns diesmal gar nicht so blöd an und kommen dank oben erwähnter Sonderregel nach drei Löchern auf ein geschenktes Unentschieden. Unser Trainer verabschiedet sich und wünscht uns noch viel Spaß auf dem Platz. Den werden wir auf jeden Fall haben, zumindest einer von uns, denn da war ja noch was:
Die Wette
Zwei Dinge sind über mich zu wissen: Erstens bin ich ein Spieler und zweitens kann ich nie die Fresse halten, wenn es darum geht zu beweisen, wer der beste der Besten und der Geilste überhaupt auf dem Planeten ist. Ein paar Tage vor unserem Schnupperkurs sollten diese beiden Eigenschaften wieder ans Licht rücken, denn mein Golfbuddy und ich waren beide felsenfest von der eigenen Genialität überzeugt und sicher sein Gegenüber zu vernichten. „Ich mach dich fertig“. „Ich mach DICH fertig und danach ist Deine Mama dran, Du hässliche Kackwurst…“ Ihr wisst, was ich meine. Dem Bier und ein bis zwölf Spochtzigaretten geschuldet, war die Sache eingetütet:
Unmittelbar nach dem Schnupperkurs wird eine Runde Kurzplatz (3 Löcher) gespielt und der Gewinner bekommt 50 Mücken vom anderen. Direkt zahlbar und vor Abfahrt vorzuzeigen. Handschlag und ab dafür.
Zurück auf den Platz
Der Fuffi muss auf jeden Fall mir gehören, ich kann mich unmöglich von dem Penner abziehen lassen, die Schmach wäre einfach viel zu groß. Und das ganze Gelaber erst noch monatelang später…
Nach Auslosung wer anfängt, tee ich meinen Ball auf, checke die Lage, hole aus und ping, treffe den Ball wie fucking Tiger Woods. Voller Stolz sehe ich der kleinen Kugel hinterher, wie sie sich kerzengerade in hohem Bogen ihren Weg Richtung Fahne bahnt und freue mir ordentlich einen ab. Leider habe ich den Bunker, der sich direkt vor dem Green befindet, irgendwie ausgeblendet und mein Ball hat nichts besseres zu tun, als genau darauf zuzusteuern und mitten in dem Ding zu landen. Herzlichen Glückwunsch, das war’s, ganzer Tag gefickt. Wenn ich mich jetzt zu meinem Kumpel umdrehe und seine blöde, grinsende Fresse sehe, wird die Laune direkt noch toller.
Zum ersten Mal im Leben golfen und dann direkt aus ´nem Bunker raus spielen, was ist das für ein Gott, der einem so etwas antut? Zwei Schläge extra kostet mich der kleine Ausflug in den Sand bis ich wieder Gras unter meinen Füßen spüre und nach dem ersten Loch liege ich exakt diese beiden Schläge hinten. Bei drei Löchern war es das fast schon, ich könnte kotzen.
Ein grandioser Abschlag meines Kumpels, der fernab der Bahn im Gebüsch landet und ein sagenhafter Put meinerseits bringen mich wieder ins Rennen. Oh yesss, wusste ich gleich, dass ich das Ding gewinne. Jetzt stehen auf jeder Seite neun Schläge und High Noon mäßig geht es zum dritten und entscheidenden Loch.
Es geht um alles ...
… und ich fange an: Aufteen, schwingen, zack, ins hohe Gras. Nicht schön, aber damit kann ich leben. Jetzt ist mein Kumpel dran. Aufteen, schwingen, ähnliche Position. Schlag zwei und drei gelingen eher mittelprächtig, aber während mein dritter endlich das Green erreicht, sehe ich amüsiert dabei zu, wie der meines Kumpels mitten im Bunker landet, Jackpot!
Erstaunlicherweise bekommt er seinen Ball mit dem ersten Schlag direkt aufs Green geklöppelt, aber leider fliegt das gute Stück meilenweit am Loch vorbei, das kostet auf jeden Fall einen Schlag extra, haha.
Unter lautem Zetern und Fluchen bringt er seine Runde mit sieben Schlägen zu Ende, während der Commander himself nur 5 braucht. Oh ja, es kann einfach nur einen Golfgott geben, und der bin ich. Her mit der Kohle! +50 Euro
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